Im Englischen gibt es in der Bezeichnung der beiden Tätigkeiten nur einen Unterschied: den Anfangsbuchstaben.
Was aber sind die wahren Unterschiede vor dem Hintergrund einer Urlaubsreise?
Und wozu stelle ich mir die Frage überhaupt? Ich bin doch Wanderer!
Nun, heuer gehe ich fremd. Naja, gehen. Ich pedaliere. Hier eine Abwägung.
Der offensichtlichste Vorteil einer Tour mit dem Fahrrad ist die Geschwindigkeit. Uninteressante Streckenabschnitte sind schneller überbrückt als in Wanderstiefeln. Der Radius einer radunterstützten Reise ist größer. 100 Kilometer und mehr am Tag sind wahrscheinlich gut zu schaffen. Die Tageskilometerzahl beim Wandern ist vergleichsweise überschaubar, denn 30 Wanderkilometer bleiben auch auf Traumwegen weit, 50 werden richtig hart.
Selbst die schmalsten Pfade lassen den Fußwanderer flott vorankommen. Die Radwanderer, sofern sie nicht mit Mountainbikes unterwegs sind, fordern dagegen ein Mindestmaß an Straßenqualität. Auf Schotterpisten und einem ungefederten Reisebike ist der Spaß vermutlich begrenzt. Bergan sind Pedalieren und Zufußgehen gleichermaßen anstrengend. Im Unterschied zum Wanderer, der gleichfalls den folgenden Abstieg jeden Meter einzeln abschreitet, lässt es der Fahrradfahrer ohne Tritte in die Pedale einfach rollen. Das ist Erholung pur!
Beim Radfahren lernt man ein Land am besten kennen, weil man dessen Hügel empor schwitzt und sie dann wieder hinuntersaust.
Ernest Hemingway
Ein Ritt auf dem Bike verkürzt gleichzeitig die Zeit, die in die intensive Beobachtung der Landschaft investiert werden kann. Zu Fuß lässt sich jedwede Blume am Wege genau betrachten. Ob dazu die Muse küsst, wenn der Rucksack am Rücken drückt, ist eine andere Frage. Jedes für die Wanderreise benötigte Ding wird selbst geschleppt. Beim Fahrradfahren hingegen verteilt sich das Gepäckgewicht auf die Packtaschen am Gefährt. Aber schon das Vorhandensein eines Transportmittels erweitert den Umfang der Habseligkeiten. Denn: Pannen passieren und dafür braucht es Reparaturmaterial, welches mit an Bord sein sollte. Zu Fuß lässt sich die Reise gepäcktechnisch minimalistischer gestalten. Und Wandernde sind näher an den Leuten. Ein nettes Gespräch kommt damit leichter auf.
Sofern nicht eine Rundreise geplant ist, ist die Rückreise im Zug, Bus oder notfalls dem Flugzeug für Wanderer entspannter, weil kein schweres Fahrrad mitreist. Nochmal komplizierter sind E-Bikes. Der Rücktransport im Bus oder Flieger ist praktisch ausgeschlossen. Die Airlines und Busunternehmen wie Flixbus nehmen keine E-Bikes mit – selbst wenn der Akku ausgebaut ist. Letzterer muss geladen werden. So ist der motorisierte Reisende auf die tägliche “Steckdosis” angewiesen.
Kurz: Die Familie plant einen Sommerurlaub in Portugal. Und Flugzeug klingt für mich nicht nach Abenteuer. Zumindest den Weg ans Urlaubsziel will ich aus eigener Kraft schaffen. Ein Fußmarsch schied bei der Entfernung und der mir zur Verfügung stehenden Zeit aus. Ergo wird es in diesem Jahr das Fahrrad und nicht der Wanderstiefel sein (den ich eh nicht hab).
Und wie es Christine Thürmer in ihrem Buch „Wandern. Radeln. Paddeln.: 12000 Kilometer Abenteuer in Europa“ erzählt, ist es nie verkehrt das Reisen auf verschiedene Säulen zu stellen. Wenn es mit dem Hiken nicht mehr klappt, funktioniert vielleicht noch das Biken.